ASTROPHIL & STELLA:
Giovanna Baviera,
Viola da Gamba
Anna Danilevskaia, Viola da Gamba
Claire Piganiol, Harfe
Johanna Bartz, Renaissancetraverso & Leitung

a garden of black flowers

Liebeslyrik und Melancholie in Diminutionen, Motetten und Madrigalen des späten 16. Jahrhunderts von Palestrina, Bovicelli, Rognoni, Bassano u.a.

Das Bild des Gartens als Ort des Rückzugs zieht sich durch die Jahrhunderte: Im Hohelied ist er ein Symbol für die Schönheit des Geliebten; im Neuen Testament zieht sich Jesus in dunkler Vorahnung vor seiner Gefangennahme in den Garten Gethsemane zurück; in der Mythologie des Mittelalters und der Renaissance wird Maria oft mit einem hortus conclusus, einem abgeschiedenem Garten, verglichen. Und letztlich steht es für die Erinnerung an den Garten Eden und das verlorene Paradies. Die Komponisten des 16. Jahrhunderts hatten vielleicht die streng geometrischen Gartenanlagen ihrer Zeit vor Augen, als sie die polyphonen Strukturen ihrer Musik schufen. Diese Motetten, Chansons und Madrigale wurden von den Musikern ihrer Zeit bereichert und transzendiert, indem sie virtuose Diminutionen darüber improvisierten. Das idealisierte Bild eines abgeschiedenen Gartens steht für den letzten Zufluchtsort echten Gefühlsausdrucks - echte Sehnsucht, das Glück inniger Liebe oder tiefer Schmerz über deren Verlust konnten in der strengen gesellschaftlichen Ordnung dieser Zeit nicht einfach ausgedrückt oder gar ausgelebt werden, sondern mussten hinter dem Schleier der Melancholie verborgen bleiben. In Claudin de Sermisys Chanson "Au joli bois" singt das lyrische Ich: "En ung jardin remply de noires flours / De mes deux yeulx feray larmes et plours." („In einem Garten voller schwarzer Blumen fliessen aus meinen Augen die Tränen.“) Harfe, zwei Renaissancegamben und Renaissancetraversflöte entfalten ein virtuoses und doch intimes und farbenreiches Klangbild eines musikalischen Gartens der Spätrenaissance.